Klassische Reitkunst mit Anja Beran - eine Anleitung für verantwortungsvolles Reiten by Cadmos Verlag

Klassische Reitkunst mit Anja Beran - eine Anleitung für verantwortungsvolles Reiten by Cadmos Verlag

Autor:Cadmos Verlag
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783840461071
Herausgeber: Cadmos Verlag
veröffentlicht: 2013-10-10T16:00:00+00:00


Stolzer Ausdruck des Lusitanohengstes „Regedor“, mit Kandare gezäumt und einem korrekt verschnallten englischen Reithalfter.

Zudem wurde das Pferd nicht mobilisiert, die Hinterbeine sind steif, der Rücken lang und fest. Stellung und Biegung sind nicht leicht zu erzielen, sondern nur mit deutlicher kraftvoller Einwirkung. Sämtliche Vorbereitungsarbeit im versammelten Schritt und die vollständige Lockerung des gesamten Körpers in den Seitengängen allgemein und im Übertreten im Besonderen wurden nicht durchgeführt. Dazu kommt, dass meist inflationär mit der Schenkelhilfe, sogar mit Sporen, umgegangen wird, weil man meint, ständig treiben zu müssen. Wie sollen unsere Pferde fein am Bein bleiben, wenn wir zum Angehen in den Schritt, zum Antraben aus dem Halten oder sogar während der Gangart permanent gegen den Pferdeleib klopfen, drücken oder stechen? Viele Pferde haben deshalb eine sehr verspannte Bauchmuskulatur, die wiederum eine feine Reaktion am Reiterschenkel verhindert. Wo sollen aber die Reserven kommen, die wir zum Anpiaffieren oder Anpassagieren brauchen, wenn schon für die einfachsten Übergänge unverhältnismäßig viel treibender Schenkel notwendig ist?

Das Pferd, das fein am Bein reagieren soll, muss entspannt und beweglich sein und ins Gleichgewicht gebracht werden. Parallel dazu muss sich der Reiter um eine feine Hilfengebung bemühen. Das Problem lässt sich daher nicht in der Piaffe korrigieren, sondern nur während der Vorbereitung. Allerdings kann man ein Pferd auch durch falsches Erarbeiten der Lektion verderben und mürbe oder gar taub am Schenkel machen. Wer sein Pferd mit Hilfszügeln zusammenschnürt, es vorn festhält und hinten treibt und touchiert, der erzielt nur Verdruss. Man nimmt dem Pferd von vornherein die Freude und Brillanz dieser erhabenen Lektion. Sie wird zu einer dumpfen, ausdruckslosen Angelegenheit.

Komprimieren Sie Ihr Pferd niemals, um zur Piaffe zu gelangen, sondern suchen Sie die Balance. Das Wechselspiel zwischen Aktivieren durch Sitz und Bein und Aufnehmen durch Sitz und Hand gilt es zu perfektionieren. Überwiegt das Zurückhalten, erstickt man den Rücken und den Fleiß der Hinterhand unweigerlich. Hand ohne Bein und Bein ohne Hand (übrigens ein Grundsatz von Baucher), lautet die Devise, um zur Brillanz in den versammelten Lektionen zu gelangen. Auch wenn die Hilfen manchmal in Bruchteilen von Sekunden nacheinander erfolgen müssen, unterscheidet sich diese Vorgehensweise gravierend vom „Festhalten und gleichzeitig Treiben“, wie es so oft praktiziert wird. Sich widersprechende Hilfen sind stets das Aus einer feinen Dressur: Es wirkt unästhetisch und frustriert das Tier, das einfach nicht verstehen kann, was von ihm erwartet wird. So wird es langfristig jeglicher Motivation beraubt.

Die meisten Reiter heute betreiben eine Kampagnereiterei, sprich eine Basisreiterei, und sind in der Schulreiterei nicht mehr gebildet. Wenn Sie aus dieser Vorstufe der Schulreiterei versammelte Lektionen erreichen möchten, führt das zum Dilemma, das man heute verbreitet sieht. Viele Ausbilder wissen sich nicht mehr zu helfen und haben nie gelernt, wie man die höheren Lektionen auf klassischem Weg erreicht. Diese Hilflosigkeit führt zu kläglichen Versuchen, oft unter Missachtung des Respekts vor dem Pferd. So versucht man zum Beispiel mit speziellen „Schuhen“ und einem Flaschenzug-Longensystem dem Pferd wie einer Marionette die Beine in die Höhe zu ziehen und es zur Piaffe oder Passage zu manipulieren. Auf diesem Weg darf man nicht mit einer reellen Reaktion am Schenkel rechnen.



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